It´s all over now ist wahrscheinlich eine der ersten Singles der Rolling Stones, die ich 1964 im Radio gehört habe. Sie gehört für mich bis zum heutigen Tag zu den Top-Aufnahmen der Band.
Das ist Rhythmus und Groove und das Stück geht richtig „nach vorne los“. Ich weiß heute nicht mehr genau, was ich damals als 12Jähriger genau empfunden habe. Es hat aber anscheinend gereicht, diese Band als Fan mal mehr und mal weniger zu begleiten. Allein die Anzahl an Vinyl-Platten und CDs, die sich im Laufe der letzten 55 Jahre angesammelt haben, spricht Bände. Die Rhythm & Blues Coverversionen der frühen Stones hören sich für meinen Geschmack immer noch (oder wieder?) sehr modern und gut an.
Live gesehen habe ich die Rolling Stones 1982 Open Air im Müngersdorfer Stadion in Köln. Ich dachte damals so bei mir: „Udo, schau dir die Band an, bevor die sich auflöst“. Ein großer Irrtum, wie die nächsten 40 Jahre bewiesen haben.
Etwas über die Rolling Stones zu schreiben ist komplett anders, als etwas über die Beatles zu schreiben, die sich bekanntermaßen 1970 getrennt haben. Die Stones haben mich Zeit meines Lebens begleitet. Wir sind quasi zusammen gealtert. Hoffentlich geht die Story noch ein bisschen weiter, ohne Krankheit und Gebrechen etc.. Nach meinem Geschmack sind die besten Songs der Stones bis etwa 1974 entstanden. Danach kam musikalisch nicht mehr wirklich viel, gemessen an der Zeit bis heute. Denn, ich schreibe diese Zeilen Anfang Februar 2020. Unglaublich, nun denn.
Die Anfangsjahre
Mir persönlich gefallen die Alben aus den Anfangsjahren der Band am besten. Die haben für die damalige Zeit genau den speziellen „Stones-R&B-Sound“ transportiert, der die Band parallel zu den Beatles heranreifen ließ. Im Gegensatz zu den Fab4 orientierte sich die Musik der Stones mehr am Rhythm & Blues und ihre Spielweise klang aggressiver, rauer und dreckiger als die der Beatles. Die Rolling Stones standen vielleicht mehr für Auflehnung und Veränderung. Gemessen am Hitparaden Einerlei der frühen 1960er Jahre klangen natürlich beide Bands modern und progressiv.
Zu nennen sind hier insbesondere die Alben 12+5, The Rolling Stones No. 2 und Out of Our Heads, die in den Jahren 1964 und 1965 erschienen.
Das 1966 veröffentlichte Album Aftermath war das erste Album Band, das keine Coverversionen enthielt. Alle Songs wurden von Jagger/Richards geschrieben. Das Album war sozusagen der musikalische Durchbruch der Rolling Stones und präsentierte mit Goin’ Home ein Stück, das länger als 10 Minuten dauerte. Für die damalige Zeit ein Novum.
1968 – 1974: Die Hoch-Zeit der Rolling Stones
1968 erschien das Album Beggars Banquet mit einem der besten Songs der Band: Sympathy for the Devil.
„Der Stones-Gitarrist Brian Jones trat auf dem Album kaum mehr in Erscheinung, weil er sehr stark durch seinen Drogenmissbrauch geschädigt war und Mick Jagger und Keith Richards ihn deswegen isolierten, seine Beiträge entweder gar nicht aufnahmen oder nachträglich löschten. Bei dem Titel No Expectations „blitzt Brian Jones’ Können und Brillanz noch einmal auf“, so Steve Appleford zu diesem Song. Trotz seiner Drogenprobleme und zerrütteten Gesundheit beweist No Expectations, dass Jones immer noch in der Lage war, jedes Stück mit tief bewegenden Verzierungen zu versehen und zu krönen. „Das war das letzte Mal, dass ich Brian völlig engagiert erlebt habe, beteiligt an etwas, das echt was wert war. Danach verlor er einfach an allem das Interesse“, sagte Jagger dem Magazin Rolling Stone 1995.“
Seite „Beggars Banquet“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Januar 2020, 18:33 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Beggars_Banquet&oldid=195788386 (Abgerufen: 9. Februar 2020, 11:00 UTC)
Gimme Shelter ist wahrscheinlich der beste Song der Stones. Zu hören auf dem Album Let It Bleed, das Ende 1969 erschien. Geschrieben wurde dieser Song 1969 von Keith Richards. Sein Gitarren Kollege Brian Jones wirkte auch auf diesem Album kaum noch mit. Anfang Juni 1969 trennten sich die Rolling Stones von Ihrem früheren Bandleader, am 2. Juli 1969 wurde er tot im Swimmingpool seines Hauses gefunden. Am 5 Juli gaben die Rolling Stones ihr berühmtes kostenloses Open Air Konzert im Londoner Hyde Park, das durch den Tod ihres früheren Kollegen zu einer Art Gedenkkonzert für Brian Jones wurde. Es war zugleich das erste Konzert, bei dem ihr neuer Gitarrist Mick Taylor mitwirkte.
Altamont Free Concert
Die 1969er Amerika Tournee der Rolling Stones endete am 6. Dezember 1969 mit einem kostenlosen Open Air Rockfestival auf einer Motorrad Rennstrecke, bei der neben den Rolling Stones noch andere kalifornische Bands auftraten bzw. auftreten sollten. Das Altamont Free Concert ging als das negative Gegenstück zum Woodstock-Festival in die Geschichte der Rock-Festivals ein und endete in einem Fiasko. Der Konzertfilm Gimme Shelter beschreibt und zeigt die Tragödie dieses Festivals, das auch häufig als Ende der Hippie-Bewegung angesehen wird.
Der damalige Tour-Manager der Rolling Stones, Sam Cutler, hat 2010 ein lesenswertes Buch über die Amerika Tournee der Band und das Altamont Festival herausgebracht. Der Titel der deutschen Übersetzung lautet: „Sam Cutler: Live Dabei – Mein Leben mit den Rolling Stones, Grateful Dead und anderen verrückten Gestalten. Hannibal Verlag, Höfen 2012.
Das folgende Video bringt die Band und den Song zeitlos gut rüber. Das passt auch musikalisch: Keith Richards ist relativ gut drauf und Lisa Fisher zeigt – im Duett mit Mick Jagger – was sie kann. Es stammt aus dem Jahr 1998 und wurde während der Bridges To Babylon Tour im Bremer Weserstadion aufgenommen.
Der nächste Link führt zu einem Artikel „Rückblende Gimme Shelter: The Rolling Stones“ des Musik Magazins „Classic Rock“. Es geht inhaltlich um die Entstehung des Songs.
Im September 1970 erschien für meinen Geschmack eines der besten Live-Alben der Rockgeschichte: Get Yer Ya-Ya’s Out. Das Konzert wurde, bis auf einen Song, im Madison Square Garden in New York, Ende November 1969, aufgenommen. Es war zugleich das erste Album der Band, bei dem der neue Gitarrist Mick Taylor mitwirkte. Das 1971er Album Sticky Fingers gehört ebenfalls zu den besten Veröffentlichungen der Band.
Dann fällt mir natürlich auch das Doppelalbum Exile On Main Stream aus dem Jahr 1972 ein. Das Album schaffte es auf Platz 7 der besten 500 Alben aller Zeiten des US-Musikmagazins Rolling Stone.
Diese 3 Alben fallen in die Zeit, in der Mick Taylor hauptsächlich die Leadgitarre bei den Rolling Stones spielte. Für viele Fans und Musikkritiker gilt diese Periode als die musikalisch beste Zeit der Band. Das sehe ich im Prinzip genauso. Inzwischen glaube ich allerdings, dass Ron Wood nicht nur ein guter Musiker ist: Er passt vom Typ her wahrscheinlich auch besser zu den Live-Shows der Band als der eher zurückhaltende Mick Taylor.
Mitte 1973 hatten die Rolling Stones mit dem Song Angie einen großen Erfolg in den Single-Charts. Das wenig später veröffentlichte Album Goats Head Soup und das 1974 veröffentlichte Album It’s Only Rock ’n Roll waren die beiden letzten Alben, bei denen Mick Taylor als Gitarrist mitwirkte. Er verließ die Band 1974, auch aufgrund von Differenzen mit Keith Richards.
Die Zeit mit Ron Wood
Die ersten Alben der Rolling Stones mit Ron Wood als zweitem Gitarrist wurden für mich „Love You Live“ (1977) und „Some Girls“ (1978). Die Rolling Stones trafen allerdings damals mit ihrer Musik meinen Musikgeschmack nur bedingt. Der Titel „Beast of Burdon“ vom Album Some Girls ist allerdings ein genialer Song, den ich mit diversen Coverbands immer gerne gespielt habe.
1982 – Die Rolling Stones live in Köln
1982 war in jeglicher Hinsicht ein gutes Jahr in meinem Leben. Ich hatte es ab dem Wintersemester 1981/82 über den 2. Bildungsweg endlich geschafft Student an der Uni Osnabrück zu sein, Soziologie zu studieren und den Bafög (Höchstsatz) zu beziehen. Die Zeit bis 1986 war somit „safe“, wie man heute zu sagen pflegt. Zudem war im August ein vierwöchiger Trip an die amerikanische Westküste geplant.
Vorher gab es allerdings das vermeintliche, musikalische Highlight des Jahres: die Rolling Stones in Köln-Müngersdorf. Es sollte ein denkwürdiges Konzert werden. Bis zum heutigen Tag bin ich mir nicht sicher, ob es gut, weniger gut oder gar schlecht war. Wenn ich ehrlich bin, haben mich die aktuellen 1982er Rolling Stones damals musikalisch weniger interessiert, geschweige denn begeistert. Der wahre Grund für den Konzertbesuch war meine innere Stimme, die mir sagte: „Udo Steinkamp, schau dir die Stones an, bevor sie aufhören“; ein historischer IRRTUM, wie man heute weiß!
In Köln traten zusätzlich BAP, Peter Maffay und die J. Geils Band auf. Peter Maffay wurde gnadenlos ausgepfiffen: BAP wurde gefeiert! Obwohl ich niemals ein Maffay Fan war und es sicher auch niemals sein werde, konnte die Band einem schon etwas leidtun. Peter Maffay passte einfach nicht in das Rahmenprogramm der 1982er Rolling Stones Tour. Da er allerdings in Deutschland zu dieser Zeit immer populärer wurde, haben ihn die Konzertveranstalter wahrscheinlich als zusätzliches Zugpferd zu den Stones angesehen und ihn für das Vorprogramm verpflichtet.
Die Veranstaltung plätscherte so dahin, die Stones und der Sound waren auch nicht wirklich gut, aber ich hatte sie wenigstens einmal live gesehen. Bei „Honky Tonk Woman“ verspürte ich zwar ein leichtes „Kribbeln“, das sollte es dann allerdings auch gewesen sein.
Meine Vinylplatten von den Rolling Stones
Meine CDs von den Rolling Stones
Beitrag über die Rolling Stones auf Planet-Wissen.de
https://www.planet-wissen.de/kultur/musik/die_rolling_stones/index.html
Beiträge auf NDR.de
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Rocklegende Keith Richards wird 80 Jahre alt