Dieser Musik-Blog ist einerseits der Versuch, meine Erinnerungen und Eindrücke über erlebte deutsche Rock-Festivals der frühen 1970er Jahre und viele Einzelkonzerte ab dieser Zeit wiederzugeben. Dafür stehen beispielsweise Namen wie das „Love & Peace Festival“ auf der Insel Fehmarn 1969 oder das „Germersheim-Festival 1972“. Andererseits möchte ich meinen Musikgeschmack, meine musikalische Neugierde und meine Sammelleidenschaft für Vinyl und später für CDs einfließen lassen. Die Rückkehr der guten alten Langspielplatte freut mich auch deshalb, weil ich meine mittelgroße Vinyl-Sammlung im CD-Hype der 1980er Jahre nicht verkauft habe. Ein Vinyl Plattencover in den Händen zu halten, den Inhalt auszupacken und auf den Plattenteller zu legen, vermittelt wahrscheinlich nicht nur mir ein anderes Gefühl, als eine CD in den CD-Player zu stecken! Vielleicht auch deshalb, weil viele meiner Langspielplatten ab den 1960er Jahren bis zum heutigen Tag untrennbar mit meiner eigenen Lebensgeschichte verbunden sind.
Nicht nur Rockstars werden älter: Fans ebenso! Im Jahr 1968 habe ich als 16Jähriger Werkzeugmacher Lehrling – bei Karmann in Osnabrück – ganz sicher nicht daran gedacht, dass auch über 55 Jahre später noch immer Melodie & Rhythmus mein Leben prägen würden. Meine Vinyl-Sammelleidenschaft erlebt gerade ihren zweiten und dritten Frühling: CDs kaufe ich aber auch noch. Zunehmend gebrauchte. Es sind halt unterschiedliche Tonträger. Musik-Streaming ist natürlich auch vertreten, wenn es nur ums Reinhören geht. Zudem gibt es auf YouTube so viele interessante Musik-Videos, dass einem fast schwindelig wird.
Mein Interesse für Rockmusik und das Sammeln von Schallplatten wurde wahrscheinlich zwischen 1964 und 1965 auf dem „Jahrmarkt“ und auf dem „Ziegenbrink-Schützenfest“ in Osnabrück geweckt. Die Gelegenheit auf „der Raupe“ angesagte Rock´n´Roll – und Beatmusik zu hören und aus der deutschen Schlagerwelt der frühen sechziger Jahre zu entkommen, war jedenfalls groß und mit sehr viel Vorfreude auf alle kommenden Jahrmärkte verbunden.
Diskotheken, Jugendzentren oder ähnliches gab es damals meines Wissens für Kids noch nicht: schon gar nicht für pubertierende, kleine Jungs wie mich.
Die Hits der Rolling Stones, der Beatles, der Beach Boys, der Who, der Kinks oder der Small Faces und der Spencer Davis Group waren ein wichtiger Teil meiner musikalischen ROOTS. Diese und viele andere „progressive 1960er Jahre Bands“ waren meine Zugänge zu Stilrichtungen wie Beat, Rock, Soul, Blues, Jazz usw., um an dieser Stelle nur einige Bands und Musikformen zu nennen. Rock´n´Roll hat mich allerdings auch immer fasziniert. Mein Musikgefühl wurde schon immer stark vom Rhythmus und vom Groove (was auch immer das sein mag) geprägt. Chuck Berry, Little Richard, Buddy Holly, Eddy Cochran, Elvis Presley oder Jerry Lee Lewis begeistern mich neben anderen Rock´n´Rollern bis heute. Die Schlagerwelt bzw. die Mainstream-Radiomusik der 1960er Jahre verkörperten für mich damals so etwas wie eine Zwangs-Musik-Kultur, die man halt über sich ergehen lassen musste. Die Hoffnung auf das „größer und älter werden“ war in dieser Zeit des Heranwachsens wahrscheinlich nicht nur bei mir sehr angesagt.
Dieser Artikel aus der Neuen Osnabrücker Zeitung, anlässlich des 50 jährigen Jubiläums der ersten Deutschlandtournee der Rolling Stones „11. September 1965: Das erste Rolling-Stones-Konzert in Deutschlands„, beschreibt die damalige Situation vieler jugendlicher Beat-Fans treffend.
Konzertfotos
Heute ist es total einfach mit einem halbwegs guten Handy brauchbare Fotos von Konzerten aller Art zu machen. Zu Zeiten der analogen Fotografie war es wesentlich aufwendiger, die entsprechende Kamera mit möglichst lichtstarken Objektiven mit auf ein Konzert zu schleppen und halbwegs gute Bilder zu knipsen.
Hobbymusiker
1966 schenkte mir meine nette Stiefmutter Ulla eine akustische Gitarre, auf der ich dann versuchte – wie viele meiner damaligen Altersgenossen auch – musikalisch weiterzukommen als „House of the rising sun“ von den Animals. Anfänglich musste ich die Gitarre vor meinem strengen Vater verstecken, da er „Angst“ hatte, dass ich dann nichts mehr für „die Schule tun“ würde. Danke liebe Ulla, dass du mir damals die Gitarre geschenkt hast und mitgemacht hast, sie vor Vater Willi zu verstecken. Gemessen an gegenwärtigen liberalen pädagogischen Standards, waren es HARTE Zeiten. Es war aber auch Veränderung und Aufbegehren angesagt: Nicht nur bei linken Studenten!!! Mein Vater Willi konnte mich damals nicht bremsen. Auch nicht mit Androhung von Strafe, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen lief. Die „68er Jahre“ fingen im Grunde genommen schon etwas füher an.
Zu der Zeit gab es ja auch angesagte Instrumentalgruppen wie die Shadows, Spotnicks & Ventures mit hervorragenden Sologitarristen. Wer Titel wie Apache, Amapola oder Wipe Out auf der Gitarre spielen konnte, war der King. Anfang der siebziger Jahre kaufte ich mir meine erste E-Gitarre auf der ich, mehr schlecht als recht, meistens nur so „just for fun“ herumklimperte ohne ernsthaft zu üben. Das war nicht wirklich gut.
1972 habe ich dann mehr oder weniger zufällig angefangen Schlagzeug zu spielen. Später auch in einigen Osnabrücker und Bissendorfer Coverbands. Die Gitarre spielte lange Zeit nur noch „die zweite Geige“ bei mir.
Erst in den letzten Jahren habe ich dann wieder häufiger in die Saiten gegriffen. Die späte Einsicht: Ohne Üben und einer gewissen Systematik geht es leider nicht!
Den nachfolgende Titel habe ich in meinem Musik-Keller alleine eingespielt. Home Recording eröffnet einem viele neue Möglichkeiten. Das wollte ich schon immer einmal versuchen. Ist natürlich verbesserungsfähig.
Mein Bezug zu Schallplatten und CDs
Zwischen 1976 und 1981 habe ich – aus Neugierde und aus meiner Musikbegeisterung heraus – etwa 5 Jahre lang in Osnabrück als Schallplattenverkäufer gearbeitet. Zuerst bei JPC-Schallplatten, später bei „Radio- Deutsch“. Im Nachhinein war das eine enorm wichtige Zeit, in der ich Repertoirekenntnisse sammeln konnte. Bei „Radio-Deutsch“ auch rudimentäre Klassik-Kenntnisse. So ganz nebenbei wurde meine eigene Vinylsammlung kontinuierlich größer. Die CD-Sammlung kam erst später dazu. Inzwischen kaufe ich wieder Vinyl. Gerne auch gebrauchte „Schätze“.
Deutsche Rockmusik & Krautrock: Mal mehr mal weniger beschäftigt mich das Thema Krautrock bzw. der Stellenwert einiger deutscher Rockgruppen ab Mitte der 1960er Jahre.
Seit meinem, unserem Familien-New York-Besuch, Ostern 2017 und dem persönlichen AHA-Erlebnis im angesagten Stadtbezirk Brooklyn-Greenpoint, wo in einem großen Plattenladen das Stück Halleluwah vom Album Tag Mago der deutschen Avantgarde Band CAN als Hintergrundmusik lief, mache ich mir so meine Gedanken zum internationalen Stellenwert einiger deutscher Bands aus der oben genannten Zeit in der Gegenwart.
Vielleicht war da im Nachhinein viel mehr musikalische Kreativität im Spiel, als viele Musikfreaks in der damaligen Zeit gedacht haben: Krautrock klang zumeist anders als der progressivste Mix angesagter britischer und angloamerikanischer Bands und wurde zuweilen auch nicht wirklich ernst genommen.
Rückblickend finde ich das musikalische Schaffen und Wirken vieler Bands, ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bis etwa Mitte der 1970er Jahre, immer spannender. Auch und gerade wegen der enormen Kreativität und Schaffenskraft, die diese Dekade bis heute auszeichnet. Das betrifft natürlich auch deutsche Rockbands wie Frumpy, Atlantis, Nektar (war eigentlich keine deutsche Gruppe) Can, Amon Düül II, Guru Guru, Birth Control, Kraan, Karthago, Epitaph usw..
Nicht zu vergessen ist der internationale Einfluss der anfänglich avantgardistisch wirkenden elektronischen Krautrocker. Ich denke an Gruppen wie Kraftwerk, Neu, Tangerine Dream, Ash Ra Tempel oder auch Michael Rother, um an dieser Stelle nur einige zu nennen.
Bluesrock: Ab Mitte der sechziger Jahre war Blues-Rock bei mir ziemlich angesagt. Eigentlich fing es mit der Spencer Davis Group und den Animals an. Das war mehr Rhythm & Blues und die Seele von Steve Winwood bzw. Eric Burdon. Später kam dann der sogenannten Britisch-Blues, mit Künstlern wie John Mayall, Eric Clapton, Jeff Beck, Fleetwood Mac und Ten Years After damals die ersten Stars dieser Symbiose aus den 12 Takten des Blues, einer groovigen Rhythmusgruppe und einer dominanten Solo Gitarre nebst Gesang. Jimi Hendrix startete seine Karriere ebenfalls in London und die Zeit der Gitarren-Heroes nahm ihren Lauf.
Das Internet liefert heute dazu Informationen und You-Tube-Videos, von denen man in der früheren Analogzeit nur träumen konnte. Die Musiksendung „Beat Club“ oder der spätere Rockpalast waren ab 1965 die einzige Möglichkeit, nationale und internationale, Bands auf die damals noch analogen Röhren-Monitore – sprich Fernsehgeräte – zu bekommen. Bis zur Erfindung des VideoRecorders konnte das damals allerdings nur einmal angesehen werden.
Amerikanische Rockmusik und die Soul-Ära ab 1965: Die sich vor allem in San Francisco ab Mitte der 1960er Jahre entwickelnde Hippiekultur brachte wiederum ganz eigene musikalische Stilrichtungen zum Vorschein. Westcoast-Rock , Psychedelic Rock oder auch Latin Rock zeichneten sich auch durch neuartige, experimentelle Sounds aus, die es in dieser Art vorher nicht gab. Dafür stehen Gruppennamen wie Jefferson Airplane, Quicksilver Messenger Service, Doors oder Santana. Und natürlich eine meiner absoluten Lieblingsbands: die Doobie Brothers!
Mit der ebenfalls ab der Mitte der 1960er Jahre sehr populären Soul Musik verbinde ich natürlich Namen wie Artetha Franklin, Otis Redding, Wilson Picket oder Sly and the Family Stone. James Brown und Ray Charles müssen an dieser Stelle ebenfalls erwähnt werden.
Swing, Jazz und Jazz-Rock: Im Dezember 1967 lief im deutschen Fernsehen der 1956 gedrehte amerikanische Musik-Film „Die Benny Goodmann Story“. Der Film hat mich damals total fasziniert. Titel wie „Don’t Be That Way“ oder „Sing Sing Sing“ haben mich auch wegen des fantastischen Grooves und der tollen Bläser nie mehr losgelassen. Der Rock´n´ Roll hat auch hier seine Wurzeln. Einige Jahre später besuchte ich als Jugendlicher häufiger den Parklane Jazz-Club, der damals im Osnabrücker Haus der Jugend einen öffentlichen Jazzkeller unterhielt. So ganz allmählich wuchs dann auch mein Interesse am Jazz und am Blues. Zu meinem 70. Geburtstag hat mir meine Frau Doro ein Hamburg-Wochenende, verbunden mit einem Swing-Konzert des Glenn Miller Orchestra in der Hamburger Laeiszhalle, geschenkt. Es war wie ein Abtauchen in die 1930 Jahre und in die Zeit der großen Swing-Orchester. Sehr beeindruckend!
Diskotheken: In Osnabrück gab es in der 2. Hälfte der 1960er Jahre u. a. eine ziemlich angesagte Diskothek mit dem schönen Namen Drehorgel. Ab Ende 1968, damals war ich sechzehn und im 2. Jahr meiner Werkzeugmacher Lehre bei Karmann, traf man sich dort häufig mit Freunden und lauschte der guten Soulmusik, die dort gespielt wurde. Da wurde auch noch eng getanzt. Ich sage nur: when a man loves a woman oder je t’aime. Der DJ saß in einem ausgehöhlten Klavierrahmen. Um 10 Uhr war der Spaß für uns allerdings zu Ende, da wir noch keine „achtzehn“ waren. Im Nachhinein war das eine relativ unbeschwerte und von Aufbruchstimmung geprägte Zeit. Ich möchte sie nicht missen.
Bilder sagen ja bekanntermaßen mehr als tausend Worte. Deshalb gibt es auch immer wieder etwas zu sehen und zu hören. Hier ist ein Link zu meinem Flickr-Album Musik.
Sammelleidenschaft: Ich habe es endlich geschafft, eine z.Zt. noch unvollständige Liste meiner Vinyl-Sammlung zu erfassen. Das ist gewissermaßen meine Antwort auf die 500 besten Alben aller Zeiten der Zeitschrift „Rolling Stone“ aus dem Jahre 2003.
Hier ist meine Antwort. Meine Langspielplatten für die einsame Insel!
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